Die Arbeit einer Försterin/eines Försters
Man kann die Berufsfelder für Förster und Försterinnen grob in drei Bereiche gliedern:
Behörde: Förster*innen in diesem Bereich sind in erster Linie mit dem Vollzug des Forstgesetzes betraut. Sie erledigen aber auch forstliche Förderungsfälle, wirken beim Forststraßenbau mit und beraten Waldbesitzer.
Interessensvertretung: Diese Förster*innen arbeiten bei den Landwirtschaftskammern und sind schlechthin die Interessensvertreter*innen der Kleinwaldbesitzer*innen und ihre Berater*innen. Sie kümmern sich überschneidend mit der Behörde um das Förderwesen und den Forststraßenbau, darüber hinaus erstellen sie Waldwirtschaftspläne und führen Waldbewertungen durch. Viele von ihnen haben Funktionen in den Waldverbänden und Waldwirtschaftsgemeinschaften inne. Das sind Zusammenschlüsse von Kleinwaldbesitzer*innen, die durch akkumulierte Holzmengen und professionelle Preisverhandlungen sowohl beim Holzverkauf als auch bei konsumierten Dienstleistungen wie z.B. bei Schlägerungen und Holzabfuhr enorme Vorteile für den/die einzelnen Waldbesitzer*innen bringen.
Revierdienst: Es ist das klassische Berufsbild des/der Förster*in. Er/sie betreut einen Waldteil in mehr oder weniger allen Belangen. Das reicht von der Begründung der Bestände, geht weiter mit deren Pflege bis zur Nutzungsplanung und Überwachung der Schlägerungsarbeiten und letztendlich dem Holzverkauf. Neben den forstlichen Aufgaben erledigt er/sie meistens auch Angelegenheiten des Grundverkehrs und der Jagd.
Wie kann der Waldbau der Diversität im Wald helfen?
Der Waldbau wählt die Baumarten für den Wirtschaftswald und gestaltet den Bestandesaufbau, deshalb ist er für die Diversität im Wald hauptverantwortlich. Wie das gemacht wird, soll ein Streifzug durch den Zyklus der Waldentwicklung verdeutlichen: Bei der Baumartenwahl im Zuge der Waldverjüngung wird entschieden, ob eine oder mehrere Baumarten künstlich begründet werden oder ob vielleicht eine artenreiche natürliche Sukzession in die Planung miteinbezogen wird, was eine große Auswirkung auf die Baumartenvielfalt hat. Sollen oder können diese jungen Bäume durch natürliche Verjüngung entstehen oder will man sie pflanzen? Das Spektrum der genetischen Vielfalt reicht hier von sehr groß bei samenvermehrten Pflanzen bis eher klein bei superwüchsigen klonvermehrten Pflanzen. Während der weiteren Bestandesentwicklung verantwortet das jeweilige Waldbaumodell, wie viel Licht durch den Kronenraum zum Waldboden gelangen kann, was sich stark auf die Vielfalt der Bodenfauna sowie –flora auswirkt. Gegen Ende des Bestandeslebens wird entschieden, wann der Bestand wie genutzt wird, wobei die festgelegte Flächengröße einen großen Einfluss auf die Lebensraumvielfalt hat.
Vielfältige Waldbaukonzepte
Der Waldbau ist gefordert, Konzepte zu kommunizieren bzw. an ihnen zu arbeiten, die es ermöglichen, verschiedene Baumarten kostengünstig in stabile Mischungen zu bringen. Forschungsbedarf besteht über die wechselseitige Wirkung verschiedener Baumarten in einer Mischung. Es gibt Hinweise darauf, dass durch eine komplementäre Ausnützung des Kronen-und Wurzelraums eine größere Wuchsleistung pro Flächeneinheit erreicht werden kann als in Reinbeständen. Positive Ergebnisse in diese Richtung würden die Argumente pro Mischwald stärken. Interessant für höhere Biodiversität ist auch eine neuere Art der Kulturbegründung und zwar die sogenannte Teilflächenkultur. Der Grundgedanke ist, dass nur ein kleiner Teil der Fläche – ca. 15 – 20% – mit der Wirtschaftsbaumart bepflanzt wird und die Restfläche der natürlichen Sukzession überlassen wird, die im Idealfall erziehend auf die Wirtschaftsbaumarten wirkt. Der Vorteil dieses Konzepts besteht darin, dass einerseits geringere Kosten beim Pflanzenbedarf anfallen und andererseits höhere Vegetationsvielfalt entsteht.
Ein erfolgreiches Bespiel aus der Praxis
Dieses Beispiel soll anhand einer fotografischen Zeitreihe demonstrieren, wie Diversität durch Waldbau gelebt werden kann. Der in Abb.1 umrahmte 120-jährige Fichtenreinbestand wurde im Jahre 1997 geschlägert (Abb.2) und als Folgebestand wurde ein standortsgerechter Mischwald geplant. Bergahorne wurden in Gruppen zu je drei Bäumen auf die ganze Fläche verteilt gesetzt (Kreise auf Abb.3) und mit Einzelstammschutz versehen (Abb. 3,4,5). Die Lärchen mit ihrem raschen Jugendwachstum wurden in Einzelmischung eingebracht. Einzelne Buchen und Tannen komplettierten die Mischung. Überall dort, wo sich keine Mischbaumarten befanden, wurden Fichten im Verband von 2 x 3 m gesetzt. Die Herausforderung der nächsten Jahre wird sein, durch Pflegeeingriffe die einzelnen Baumarten in eine stabile Mischung zu bringen.
- Abbildung 1: 120-jährige Fichtenreinbestand
- Abbildung 2: Fläche des Fichtenreinbestandes nach Schlägerung
- Abbildung 3: Bergahorne in Gruppen zu je drei Bäumen
- Abbildung 4: Piktogramm dreier Bergahorne und Foto der Bäume mit Einzelstammschutz
- Abbildung 5: Bergahorne mit Einzelstammschutz
Eine komplizierte Wald – Wild – Beziehung
Eine große Herausforderung für die Baumartenvielfalt im Wald sind überhöhte Wildbestände. Mischbaumarten, die aus Naturverjüngung entstehen, werden stark verbissen und fallen bereits in einem frühen Stadium aus oder bleiben in der Entwicklung so stark zurück, dass sie sich nicht etablieren können. Gepflanzte Bäume müssen unter hohem Kostenaufwand durch Zäune oder Einzelschutz geschützt werden, was wiederum Argumente für deren Anbau schwächt. Zur Sicherung vitaler, artenreicher Wälder ist ein gutes Jagdmanagement, das sich bei der Planung der Abschusszahlen am tatsächlichen Wildeinfluss orientiert, unerlässlich. Ein gutes Instrument, um die vorherrschende Wirkung des Wildbestandes auf die Vegetation beurteilen zu können, sind sogenannte Kontrollzäune mit einer Größe von ca. 30 – 100 m². Der Zaunschutz macht das für den jeweiligen Standort mögliche Verjüngungspotential sichtbar. Welchen tatsächlichen Einfluss Wildtiere auf die Vielfalt im Wald haben können zeigen die folgenden Fotos. Auf Abb.6 sieht man einen im Jahre 1990 unter lichtem Altholzschirm errichteten Kontrollzaun. Abb.7 zeigt denselben aus ähnlicher Perspektive 29 Jahre später im Jahr 2019. Unter dem Schutz des Zaunes verjüngten sich sechs verschiedene Baumarten in großer Zahl aus dem Füllhorn der Natur. Außerhalb dieses „Diversitätseldorados“ bietet sich, wie auf Abb.8 erkenntlich, ein nüchternes Bild, es konnten bis jetzt lediglich einige Fichten dem Äser der Wildtiere entwachsen und wenige Tannen stecken stark verbissen in der Grasnarbe. Will man stabile Wälder in Zukunft gesichert wissen, müssen Forschung, öffentliche Hand und Interessensvertreter die Waldbesitzer von den Vorteilen hoher Diversität im Wald überzeugen und sie bei ihrem forstlichen Handeln tatkräftig unterstützen. Dabei darf auch bei heftigem Gegenwind nicht auf Lösungen im Wald-Wild Problem vergessen werden.
- Abbildung 6: Kontrollzaun, 1990 errichtet
- Abbildung 7: Kontrollzaun nach 29 Jahren
- Abbildung 8: Vergleich zwischen Bewuchs innerhalb und außerhalb des Kontrollzaunes